3. Himmelsquartal - Volkssternwarte Langwedel

Northern Lights
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Das dritte Himmelsquartal 2023
Venus im größten Glanz / Perseiden zur Neumondzeit

Sternhimmel
Allmählich wird es abends nun wieder früher dunkel und man kann so mit der astronomischen Beobachtung früher beginnen. Hoch im Meridian können wir nun wieder die Sommersternbilder Adler mit dem Hauptstern Altair, Schwan mit seinem Hauptstern Deneb und die auffällige Leier mit ihrem Hauptstern Wega sehen. Diese drei Sterne bilden auch das sogenannte Sommerdreieck, in dem an dunklen Beobachtungsplätzen auffällig die Milchstraße zu erkennen ist. Vor allem im Bereich Schwan ist bei uns in Nordeuropa die Milchstraße besonders gut zu erkennen. Weiter Richtung südlichen Horizont können wir nun dem Sternbild Skorpion folgend den Schützen sehen. Vor allem in Südeuropa, wo der Schütze natürlich viel höher am Himmel steht, ist dieses Sternbild deutlich über dem südlichen Horizont sichtbar! Die Amerikaner nennen es liebevoll Teekanne. Es steht vor dem dichtesten Teil der Milchstraße, da sich hier das Zentrum unserer Heimatgalaxie befindet. Hier wollen wir heute Abend auch unsere Deep-Sky-Tour unternehmen – dazu aber später mehr. Die Frühlingssternbilder Bärenhüter, Krone, Herkules und Schlangenträger sind mittlerweile weit in den Westteil des Himmels gewandert. Nach Norden hin erstreckt sich die Milchstraße weiter durch die Sternbilder Kepheus, Kassiopeia und Perseus. Im Osten gehen bereits die ersten Herbststernbilder Steinbock, Pegasus und Andromeda auf! Der Große Wagen (Bär) hat seinen höchsten Punkt seiner Jahresbahn schon wieder länger hinter sich und bewegt sich nun langsam wieder auf den nördlichen Horizont zu. Web-Stellarium
Der Mond - Geheimnisvoller Begleiter unserer Erde
Meteore
Vom 17. Juli bis 24. August verzieren wieder die Sternschnuppen der berühmten Perseiden den ohnehin schon schönen Sommersternhimmel! Das Maximum findet in diesem Jahr in der Nacht vom 12. auf den 13. August statt und wird nicht durch den Mond gestört, da er sich drei Tage vor der Neumondphase befindet. Es werden 100 Objekte pro Stunde im Maximum erwartet, die ihren Ursprung im Kometen 109P/Swift-Tuttle haben. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Sekunde handelt es sich um schnelle Objekte. In der katholischen Kirche wird dieser Sternschnuppenschwarm auch „Laurentiustränen“ genannt, in Erinnerung an den Märtyrer Laurentius, der am 10. August 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein soll.

Planeten
Im Juli wächst der scheinbare Durchmesser unseres inneren Nachbarplaneten Venus von 34 Bogensekunden auf 54 Bogensekunden. Bis zum 25. Juli steigt ihre Helligkeit parallel auf -4m5! Von da an bis zum Tag ihrer unteren Konjunktion am 13. August, wo sie eine Helligkeit von -4m7 erreichen wird, kann sie nur noch am Tageshimmel günstig beobachtet werden. Dann kann man ausgehend von der Sonne – entsprechende Schutzmaßnahmen vorausgesetzt – die Venus per Koordinatendifferenz aufsuchen, oder einfach per Goto auf einer stationären Montierung. Bei der Koordinatendifferenz werden die Koordinaten von Sonne und Venus ermittelt und die Differenz an der Montierung von Hand verschoben. Hierbei muss natürlich die Montierung halbwegs eingenordet sein. Ab dem 22. August ist sie dann morgens am Osthimmel beobachtbar. Am Tag ihrer Konjunktion trennen sie nur noch 43 Millionen Kilometer von der Erde. Ab einer Vergrößerung von 100x können bereits im Vierzöller ihre Phasen beobachtet werden!
 
Am 27. August steht dann der Ringplanet Saturn im Sternbild Wassermann in Opposition. Mit einer Helligkeit von 0m5 ist er rund 1,3 Milliarden Kilometer von uns entfernt. Selbst das Licht braucht dann eine Stunde und 13 Minuten von ihm bis zu uns! Durch seine schnelle Rotation von etwas mehr als 10 Stunden bei einem Durchmesser von rund 120.000 Kilometer ist seine Planetenkugel stark abgeplattet, was man bereits in einem kleinen Vierzöller bei V=100x gut erkennen kann. Sein scheinbarer Äquatordurchmesser beträgt 19 Bogensekunden und sein Poldurchmesser nur 17 Bogensekunden! Sein Ring hat einen scheinbaren Durchmesser von 43,1 Bogensekunden und ist 9° zu uns geneigt, wodurch er einen Querdurchmesser von 6,8 Bogensekunden hat. Im Moment schauen wir noch auf die Nordseite des Saturns und können in einem Vierzöller natürlich auch seinen hellsten Mond Titan auffinden!
 
Der äußerste Gasplanet Neptun steht am 19. September im Sternbild Fische in Opposition. Als bläuliches Kügelchen mit einem scheinbaren Durchmesser von 2,4 Bogensekunden und einer Helligkeit von 7m8 kann man ihn ab einem Teleskopdurchmesser von 14-Zoll und einer Vergrößerung von 200x zusammen mit seinem hellsten Mond Triton beobachten. Strukturen sind aber in seiner Atmosphäre keine mehr erkennbar. Er wurde 1846 von Johann Gottfried Galle entdeckt und seine Position vom französischen Mathematiker Verrier vorausberechnet.
 
Der Zwergplanet Pluto wird bereits am 22. Juli mit einer Helligkeit von 14m4 im Sternbild Schütze in Opposition stehen. Er wird dann rund 5 Milliarden Kilometer von uns entfernt sein und sein Licht war dann vier Stunden und 41 Minuten zu uns unterwegs! Auch in großen Amateurteleskopen ist es mittlerweile schwierig diesen kleinen und lichtschwachen Lichtpunkt zu beobachten. Vom 20. bis 25. Juli wird es aber etwas einfacher, wenn er 1,1° südlich am Kugelsternhaufen M 75 vorbeizieht. Er wurde am 18. Februar 1930 von Clyde Tombaugh in Flagstaff als Planet entdeckt und ab der Neudefinition des Begriffs „Planet“ im Jahre 2006 als Zwergplanet eingestuft.

Planetoiden
Drei Kleinplaneten werden in diesem Himmelsquartal ihre Opposition mit einer Helligkeit von mindestens 10m0 erreichen. Den Anfang macht (15) Eunomia am 8. Juli im Sternbild Schütze. Sie wurde am 29. Juli 1851 von Annibale de Gasparis in Neapel entdeckt, hat einen Durchmesser von 230 Kilometer und bewegt sich in fast 4,5 Jahren einmal um die Sonne! Benannt wurde sie nach einer der Horen genannten Töchter des Zeus und der Themis. Die nach der römischen Göttin der Blüte und des Frühlings benannte (8) Flora wird ihre Opposition in diesem Jahr am 27. August im Wassermann erreichen. Sie wurde am 18. Oktober 1847 von John Russell Hind in London entdeckt, hat einen Durchmesser von 147 Kilometer und umkreist unsere Sonne in etwas mehr als 3 Jahren. Als dritte erreicht diese Position (10) Hygiea am 10. August ebenfalls im Sternbild Wassermann. Sie wurde am 12. April 1849 ebenfalls von Annibale de Gasparis in Neapel entdeckt und ist nach der griechischen Göttin der Gesundheit und der Tochter des Heilgottes Asklepios benannt. Mit einem Durchmesser von 434 Kilometer ist sie der viertgrößte Himmelskörper im Asteroidenhauptgürtel nach (1) Ceres, (2) Pallas und (4) Vesta und umkreist unsere Sonne einmal in rund 5 Jahren und 6 Monaten! In Tabelle 1 habe ich einige Daten zur Auffindung der beschriebenen Kleinplaneten zusammengestellt.

Tabelle 1: Daten der beschriebenen Kleinplaneten
Planetoid
Datum
RA
Dekl.
Mag.
Konst.
(8) Flora


(10) Hygiea


(15) Eunomia

20.08.
25.08.
30.08.
05.08.
10.08.
15.08.
05.07.
10.07.
15.07.
22h41m
22h37m
22h33m
21h20m
21h16m
21h12m
19h11m
19h06m
19h00m
-16°27´
-17°14´
-17°59´
-12°16´
-12°29´
-12°43´
-25°14´
-25°02´
-24°48´
8m6
8m5
8m5
9m8
9m7
9m8
8m9
8m8
9m0
Aqr
 

Aqr


Sgr
Mondlose Zeit
 
Zur Beobachtung von Deep-Sky-Objekten benötigen wir wieder neben einem dunklen Beobachtungsplatz einen mondlosen Sternhimmel. Diese Zeiten habe ich in Tabelle 2 zusammengestellt.

Tabelle 2: Mondlose Beobachtungszeit
8. bis 28. Juli
8. bis 25. August
5. bis 21. September
Deep-Sky-Objekte
Das Sternbild, wo wir uns heute Abend für unsere Deep-Sky-Tour tummeln werden, ist wie angekündigt der Schütze, der hier in Norddeutschland zwar nicht hoch über dem Horizont erscheint, aber dennoch einige interessante Objekte zu bieten hat. Und wer weiß – vielleicht treibt es den einen oder anderen ja im Sommerurlaub Richtung Mittelmeer. Dort steht der Schütze natürlich ungleich höher als bei uns! Bei den Amerikanern wird der Schütze auch Teekanne genannt, was ich persönlich zum Aufsuchen der Objekte auch passender finde. Die Sterne ζ, φ, τ und σ bilden hierbei auf der Ostseite den Henkel. Die Sterne ζ, φ, δ und ε bilden den Kannenkörper. Die Deckelspitze bildet der Stern λ und die Spitze des Ausgießers wird vom Stern γ dargestellt.
Unser erstes Ziel ist nun rund 5,5° westlich von der Deckelspitze λ-Sgr entfernt. Es handelt sich um das Sternentstehungsgebiet M 8 – auch Lagunennebel genannt, der wegen seiner großen Helligkeit bereits 1654 von Giovanni Battista Hodierna entdeckt wurde und 5.200 Lichtjahre von uns entfernt ist. Mehrere Globulen wurden bis heute in ihm entdeckt, wo auch heute noch genauso wie im Orionnebel neue Sterne entstehen. Man kann sogar einen ganzen offenen Sternhaufen in ihm beobachten (NGC 6530), der gerade mal 15 Millionen Jahre alt ist! Seine hellsten sechs Sterne sind schon gut mit einem 10x50 Fernglas sichtbar. Im Zentrum des Lagunennebels findet man bei höherer Vergrößerung eine Struktur, die die Bezeichnung Stundenglasnebel trägt. An einem dunklen Beobachtungsplatz kann man dieses Objekt bereits mit einem 10x50 Fernglas beeindruckend wahrnehmen! Den Dunkelnebel, der den Nebel in eine Lagune teilt, ist schon mit einem 60mm Refraktor bei einer Vergrößerung von 26x sichtbar!
Von hier sind es nur 1,4° in nördliche Richtung und wir kommen zum bekannten Trifidnebel M 20. Er wurde am 5. Juni 1764 von Charles Messier entdeckt und ist ebenfalls 5.200 Lichtjahre von uns entfernt. Es handelt sich bei ihm um einen Mix aus Emissions- und Reflexionsnebel, den eine vorgelagerte Dunkelwolke in drei Teile teilt. Bereits mit einem 10x50 Fernglas ist er als kleiner, runder Fleck um einen hellen Stern zu erkennen. Mit einem 60mm Refraktor und einer Vergrößerung von 75x löst sich der helle Stern im Zentrum in zwei Sterne auf.
Ein weiteres Sternentstehungsgebiet finden wir rund 9,5° nördlich der Deckelspitze, die ja bekanntlich vom Stern λ-Sgr gebildet wird, im Grenzgebiet zum Sternbild Schlange. Hier finden wir den berühmten Omeganebel, oder auch Schwannebel mit der Katalognummer M 17. Er wurde 1745 von de Chéseaux entdeckt und ist etwa 5.000 bis 6.000 Lichtjahre von uns entfernt. Im inneren des Nebels befindet sich ein sehr junger Sternhaufen, der diesen Nebel zum Leuchten anregt. Insgesamt hat der Nebel eine Ausdehnung von 40 Lichtjahren, wovon wir im sichtbaren Licht aber nur 15 Lichtjahre erkennen können. Auch dieser Nebel ist bereits mit einem 10x50 Fernglas beeindruckend sichtbar! In meinem Achtzöller ist er bei einer Vergrößerung von 40xWw+OIII(-Filter) ein heller und großer Nebel, wo im Zentrum des Nebels bei V=40xWw+OIII(-Filter) die Form eines Schwans zu sehen ist!

M 17: 15 x 3min bei ISO 2500 plus CLS-Filter fokal an einem TS100Q (f=580mm) auf La Palma; © Andreas Kaczmarek
Etwa 8° ostsüdöstlich vom Stern ζ-Sgr – dem unteren Teil des Henkels – finden wir den Kugelsternhaufen M 55, den Nicolas Louis de Lacaille 1751 entdeckt hat und der 17.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Seine 100.000 Migliedssterne, die sich auf einen Raum von 100 Lichtjahren verteilen, zählen mit einem Alter von 10 Milliarden Jahren zu den ältesten Sternen im Universum! Mit meinem 80mm-Refraktor war er auf der Insel Karpathos bei einer Vergrößerung von 33xWw ein sehr heller und großer Haufen, der in den Randzonen aufgelöst werden konnte.

M 55: 20 x 2,5min bei ISO 1600 plus CLS-Filter an einem TS 100Q (f=580mm) auf La Palma; © Andreas Kaczmarek
Unser nächstes Zielgebiet finden wir rund 4,3° nordwestlich von M 20. Es handelt sich um den sogenannten kleinen Juwelennebel NGC 6445 – ein planetarischer Nebel, der am 28. Mai 1786 von Wilhelm Herschel entdeckt wurde und 4.500 Lichtjahre von uns entfernt ist. Mit meinem Achtzöller ist er bei V=83xWw+OIII(-Filter) ein heller und runder Nebel, der dicht neben einem hellen Stern steht. Indirekt kann man einen abgesprengten Nebelteil erkennen. Mit einem 17,5-Zöller war er bei V=227xWw+UHC(-Filter) ein sehr heller, großer und andeutungsweise ringförmiger Nebel! Mit meinem 16-Zöller bei V=302xWw+UHC(-Filter) ist im Nebel ein Dunkelstreifen zu sehen, der den PN scheinbar in zwei Hälften teilt. Er ist relativ groß und hell und steht etwa 20 Bogenminuten nordnordöstlich vom  Kugelsternhaufen NGC 6440. Dieser wurde am 28. Mai 1786 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist rund 28.000 Lichtjahre von uns entfernt. Mit meinem 16-Zöller ist er bei einer Vergrößerung von 302xWw ein sehr heller und kleiner Haufen mit einem hellen Zentrum, der aber selbst mit diesem großen Instrumentarium nicht auflösbar ist. Mit etwas weniger Vergrößerung steht er dann mit NGC 6445 in einem Gesichtsfeld.

© Andreas Kaczmarek
Wie immer wünsche ich allen wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!

Tabelle 3: Die im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte im Sternbild Schütze
Objekt
RA
Dekl.
Dimension
Mag.
Art
M 8
M 17
M 20
M 55
NGC 6440
NGC 6445

18h04m
18h20m
18h03m
19h40m
17h49m
17h49m

-24°23´
-16°11´
-22°58´
-30°58´
-20°22´
-20°01´

 
 
 
7m4
9m3
11m2

90 x 35´
20 x 15´
28´
19´
4,4´
44“

GN
GN
GN
KH
KH
PN

Karten sind mit Guide 9.0 und Mobile Observatory entstanden.
Volkssternwarte Langwedel e.V.
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Kontakt
Vorsitzender:
Andreas Kaczmarek

Tel. 0152 / 55662836
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Andreas Kaczmarek

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andreas.kaczmarek@
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