Das dritte Himmelsquartal 2024
Partielle Mondfinsternis / Saturnbedeckung durch den Mond
Sternhimmel
Hoch im Meridian sehen wir
nun wieder das Sommerdreieck bestehend aus den Sternen Deneb im Schwan, Wega in
der Leier und Atair im Adler. Durch diese drei Sternbilder zieht sich auch das
Band der Sommermilchstraße, welches wir an dunklen Beobachtungsplätzen mit
vielen Strukturen sehr schön sehen können. Nördlich hiervon schließen sich die
Sternbilder Kepheus und Kassiopeia an. Unterhalb des Adlers erkennt man das
Sternbild des Schützen knapp über dem südlichen Horizont. Wesentlich besser ist
diese Region natürlich bei einem Sommerurlaub am Mittelmeer oder auf den
kanarischen Inseln zu sehen! Sämtliche Frühlingssternbilder haben sich nun in
den Westteil des Himmels zurückgezogen. Lediglich Bootes und Herkules sind noch
gut sichtbar am Westhimmel. Über dem Osthorizont machen die Sternbilder Pegasus
und Andromeda bereits auf die kommende Jahreszeit aufmerksam. Südlich von ihnen
auch die Sternbilder Steinbock und Wassermann. Auch der Perseus ist schon knapp
über dem nordöstlichen Horizont sichtbar. Der Große Wagen ist bereits weit in
den Nordwesten „gefahren“. Web-Stellarium
Meteore
Vom 17. Juli bis 24. August wird dieser schöne Sommerhimmel wieder von den Sternschnuppen der Perseiden verziert, die ihr Maximum in der Nacht vom 12. auf den 13. August mit einer ZHR von 100 Objekten pro Stunde haben werden und nicht vom Mond gestört werden, da dieser bereits um 23.16 MESZ untergehen wird. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 60 km/s handelt es sich um ziemlich schnelle Objekte. Ihren Ursprung haben diese Teilchen im Kometen 109P/Swift-Tuttle.
Planeten
Ab August können wir auch wieder unsere innere Nachbarin Venus am Abendhimmel beobachten. Bis Ende September erreicht sie eine Helligkeit von -3m9 und wird dadurch eine auffällige Erscheinung! Im gleichen Zuge nimmt ihr scheinbarer Durchmesser von 10,5“ auf 12,3“ zu.
Am 8. September wird der Ringplanet Saturn im Sternbild Wassermann mit einer Helligkeit von 0m6 wieder in Opposition stehen. Am Tag der Opposition trennen uns 1,29 Milliarden Kilometer von ihm! Die Ringöffnung beträgt nur noch 3,7° und trägt deswegen nur noch wenig zur Helligkeit des Planeten bei. Am 23. März kommenden Jahres passieren wir nämlich seine Ringebene von Norden nach Süden. Für kurze Zeit wird der nur etwa 1 Kilometer dicke Ring unsichtbar! Noch kann er aber problemlos mit einem scheinbaren Durchmesser von 43,6“ beobachtet werden. Saturns scheinbarer Äquatordurchmesser beträgt 19,2“ und da er wegen seiner schnellen Rotation von rund 10 Stunden stark abgeplattet ist, beträgt sein Poldurchmesser nur 17,1“. Die geringere Helligkeit des Saturns hat unmittelbar den Vorteil, dass man seine lichtschwächeren Monde wesentlich besser beobachten kann.
Am 21. September wird der bläuliche Gasplanet Neptun im Sternbild Fische seine Oppositionsstellung erreichen. In einer Entfernung von 4,3 Milliarden Kilometern erreicht er von uns aus gesehen eine Helligkeit von 7m8 bei einem scheinbaren Durchmesser von 2,4“. Auf seiner Oberfläche sind mit herkömmlichen Amateurmitteln keine Details erkennbar. Interessant ist aber die Beobachtung seines hellsten Mondes Triton.
Bereits am 23. Juli steht der Zwergplanet Pluto im Sternbild Steinbock in Opposition. Seine Entfernung beträgt dann 5 Milliarden Kilometer und seine Helligkeit nur 14m4. Nur mit größeren Amateurteleskopen ab etwa 10-Zoll Öffnung sollte es möglich sein ihn visuell aufzufinden.
Planetoiden
Sechs Kleinplaneten werden im dritten Himmelsquartal mindestens eine Helligkeit von 10m0 während ihrer Opposition erreichen. Am 5. Juli wird der Zwergplanet (1) Ceres im Sternbild Schütze in dieser Position stehen. Er wurde am 1. Januar 1801 von Giuseppe Piazzi in Palermo entdeckt und hat einen Durchmesser von 964 Kilometer. Er wurde nach der römischen Göttin des Ackerbaus benannt. (40) Harmonia wird am 21. Juli ebenfalls im Sternbild Schütze ihre Oppositionsstellung erreichen. Sie wurde am 31. März 1856 von Goldschmidt entdeckt und wurde nach der Göttin der Eintracht benannt. Sie hat einen Durchmesser von 110 Kilometer. Am 6. August erreichen gleich zwei Kleinplaneten ihre Oppositionsstellung! (7) Iris wird dann im Sternbild Wassermann stehen. Sie wurde am 13. August 1847 von John Russel Hind in London entdeckt und hat einen Durchmesser von 200 Kilometer. Benannt wurde sie nach einer Götterbotin aus der griechischen Mythologie. Zum gleichen Zeitpunkt erreicht (16) Psyche ihre Oppositionsstellung im Sternbild Steinbock. Sie wurde am 17. März 1852 von Annibale de Gasparis in Neapel entdeckt und hat einen Durchmesser von 250 Kilometer. Psyche war in der griechischen Mythologie die Gattin des griechischen Gottes Eros. Am 2. September findet man (194) Prokne im Wassermann in Opposition. Sie wurde am 21. März 1879 von Peters in Clinton im US-Bundesstaat New York entdeckt und hat einen Durchmesser von 168 Kilometer. Sie wurde benannt nach der Tochter des Königs Pandion von Athen. Als letzte erreicht (20) Massalia am 29. September im Sternbild Fische ihre Opposition. Sie wurde am 19. Juli 1852 ebenfalls von Annibale de Gasparis in Neapel entdeckt und hat einen Durchmesser von 145 Kilometer. Massalia ist der Name der antiken Stadt Marseille. Alle für die Beobachtung relevanten Daten habe ich in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1: Daten der beschriebenen Kleinplaneten
Planetoid | Datum | RA | Dekl. | Mag. | Konst. |
(1) Ceres (7) Iris (16) Psyche (20) Massalia (40) Harmonia (194) Prokne | 01.07. 05.07. 10.07. 01.08. 05.08. 10.08. 01.08. 05.08. 10.08. 25.09. 30.09. 05.10. 15.07. 20.07. 25.07. 25.08. 30.08. 05.09. | 19h11m 19h07m 19h02m 21h05m 21h01m 20h56m 21h10m 21h06m 21h02m 00h29m 00h25m 00h19m 20h14m 20h09m 20h04m 22h56m 22h52m 22h50m | -28°52´ -29°11´ -29°33´ -08°22´ -08°29´ -08°41´ -14°50´ -15°08´ -15°32´ +03°39´ +03°08´ +02°30´ -22°57´ -23°25´ -23°52´ -05°27´ -07°40´ -08°56´ | 7m3 7m3 7m3 8m4 8m3 8m3 9m8 9m7 9m7 9m5 9m2 9m5 9m1 8m9 9m0 9m9 9m6 9m6 | Sgr Aqr Cap Psc Sgr Aqr |
Ereignisse
Am 18. September wird unser treuer
Begleiter der Mond wieder in den Kernschatten der Erde eintreten. In den
Morgenstunden wird er im Westsüdwesten im Sternbild Wassermann teilweise in den
Kernschatten eintreten – es ereignet sich also eine partielle Mondfinsternis. Um 04.12 MESZ beginnt er in den
Erdschatten einzutreten und um 04.44 MESZ wird der Höhepunkt der Finsternis
erreicht sein (siehe Abb.1). Leider wird er nur etwa 9,1% in den Erdschatten
eintreten, aber für einen schönen „kurzen“ Blick zu unseren Trabanten kurz vor
der Arbeit trotzdem lohnend. Gegen 05.17 MESZ ist es damit aber auch schon
wieder vorbei und gegen 07.11 MESZ geht der Mond dann auch unter.
Bereits am 21. August werden wir
zuschauen können, wie der fast volle Mond
in den Morgenstunden im Südwesten den Ringplaneten Saturn bedecken wird. Um 05.32 MESZ wird der Saturn an der
beleuchteten Ostseite des Mondes verschwinden, wofür er rund 60 Sekunden
benötigen wird (siehe Abb.2). Bei deutlicher Morgendämmerung – 10 Minuten nach
Sonnenaufgang – wird er auf der unbeleuchteten Westseite um 06.26 MESZ wieder
sichtbar werden.
Mondlose Zeit
Zur Beobachtung der Deep-Sky-Objekte benötigen wir natürlich wieder einen dunklen und mondlosen Himmel. Diese Zeiten habe ich in Tabelle 2 zusammengestellt.
Tabelle 2: Mondlose Beobachtungszeit
bis 13. Juli | 29.
Jul. bis 13. Aug. | 28. Aug. bis 12. Sep. | ab 25. Sep. |
Deep-Sky-Objekte
Unsere heutige Deep-Sky-Tour führt uns ins Sternbild Adler. Hier schwenken wir unser Teleskop zunächst vom Stern δ-Aql 3,9° in nordwestliche Richtung. In dieser Region finden wir den planetarischen Nebel NGC 6781, den Wilhelm Herschel bereits am 30. Juli 1788 aufgefunden hat. Er ist 1.500 Lichtjahre von uns entfernt. In seinem Zentrum befindet sich sein Zentralstern, der 0,6 Sonnenmassen hat und eine Oberflächentemperatur von 110.000° Kelvin! In meinem Achtzöller ist er bei einer Vergrößerung von 83xWw+OIII(-Filter) ein großer und runder Fleck, bei dem indirekt eine Sichel zu sehen ist!
NGC 6781; © Andreas Kaczmarek
Einen weiteren planetarischen Nebel finden wir ebenfalls mit einem Achtzöller indem wir unser Teleskop wieder von δ-Aql diesmal zunächst 7° in westliche Richtung schwenken bis zum 5m6 Stern 64-Ser. Von dort sind es nur noch 1° in ostsüdöstliche Richtung zurück in den Adler und wir sind bei Sh2-71. Er wurde 1946 von Rudolph Minkowski entdeckt und ist 3.400 Lichtjahre von uns entfernt. In meinem Achtzöller ist er bei V=53xWw+OIII(-Filter) ein relativ schwacher und ovaler Nebel, der indirekt am besten zu sehen ist.
Sh2-71; © Andreas Kaczmarek
Der planetarische Nebel Abell 70 befindet sich 8,1° südöstlich vom Stern θ-Aql. Allerdings sollte man in diesem Fall eher zu einer Öffnung von mindestens 16-Zoll greifen. Dann ist er bei einer Vergrößerung von 105xWw+OIII(-Filter) ein runder, relativ schwacher und homogener Nebel, der direkt zu sehen ist. Er ist 8.500 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von 1,65 Lichtjahre. Direkt hinter seinem nordwestlichen Teil des Rings steht die 13m3 Galaxie PGC 187663 in einer Entfernung von 260 Millionen Lichtjahren Entfernung, die man aber in dieser Teleskopkombination visuell nicht erkennen kann, aber fotografisch gut erfassen kann! Der Nebel wurde 1955 von George Abell entdeckt.
Abell 70; © Andreas Kaczmarek
Etwa 2,1° nordwestlich vom Stern
Atair – dem Hauptstern des Adlers - erkennen wir den Stern γ-Aql. Nur 1,3°
nordwestlich von γ-Aql finden wir – idealerweise an einem möglichst dunklen
Beobachtungsplatz mit einem 10x50 Fernglas – einen C-förmigen Dunkelnebel
direkt vor dem Sterngewimmel der Milchstraße. Hierbei handelt es sich um Barnard 143. Nur knapp südlich findet
man einen weiteren dunklen Balken mit der Katalognummer Barnard 142, der zusammen mit dem C-förmigen Barnard 143 ein großes
„E“ bildet! Diese Dunkelnebel sind etwa 2.000 Lichtjahre von uns entfernt und
wurden von Edward Emerson Barnard entdeckt und seinerseits bereits mit einem
„E“ assoziiert.
Mit einem 8-Zöller schwenken wir wieder vom Stern δ-Aql diesmal 4,1° in südwestliche Richtung für unser letztes Objekt am heutigen Abend. Hier erkennen wir den Kugelsternhaufen NGC 6760, der am 30. März 1845 von John Russell Hind entdeckt wurde. Bei einer Vergrößerung von 57xWw ist er dann als relativ großer, aber lichtschwacher Haufen zu sehen, der nicht aufzulösen ist. Mit meinem 16-Zöller ist er dann aber ab V=105xWw als relativ schwacher, kleiner, in den Randbereichen körniger Haufen zu erkennen! Er ist nur 13.000 Lichtjahre von uns entfernt und da er sich von unserem Standort genau in Blickrichtung unserer Milchstraße befindet, sind seine Sterne ziemlich geschwächt und stark gerötet.
Fernrohrzeichnung von NGC 6760; © Andreas Kaczmarek
Natürlich wünsche ich allen wieder
viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse
und Objekte!
Tabelle 3: Die im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte im Sternbild Adler
Objekt | RA | Dekl. | Dimension | Mag. | Art |
NGC 6760 NGC 6781 Abell 70 Sh2-71 B 142/143 | 19h11m 19h18m 20h29m 18h58m 19h41m | +01°02´ +06°32´ -07°16´ +02°05´ +10°57´ | 2,4´ 1,8´ 42“ 100“ 30´ | 8m9 11m8 14m3 | KH PN PN PN DN |
Merke:
Die Aufsuchkarten entstanden mit Guide 9.0 und Sky Safari.