1. Himmelsquartal - Volkssternwarte Langwedel

Northern Lights
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Das erste Himmelsquartal 2023
Venus wieder am Abendhimmel sichtbar / Komet C/2022 E3 (ZTF) im Perihel

Sternhimmel
Strahlend hell leuchtet nun wieder hoch im südlichen Meridian der Himmelsjäger Orion. Schon in der Stadt können wir mit bloßem Auge unterhalb seiner Gürtelsterne einen schwachen Schimmer erkennen. Dies ist der berühmte Orionnebel, der natürlich in einem kleinen Fernglas an dunklen Orten zu einem optischen Leckerbissen wird. Der helle Stern Rigel im Orion bildet zusammen mit den Sternen Aldebaran im Stier, Kapella im Fuhrmann, Pollux in den Zwillingen, Procyon im Kleinen Hund und Sirius im Großen Hund das sogenannte Wintersechseck. Sämtliche Herbststernbilder haben sich bereits weit in den Westteil des Himmels zurückgezogen. Auffällig ist nur noch das Sternbild Andromeda über dem Westhorizont zu sehen. Im Osten sehen wir bereits die Vorboten der kommenden Jahreszeit. Allen voran der Löwe mit seinem hellen Stern Regulus. Der Große Wagen befindet sich schon wieder auf dem aufsteigenden Teil seiner Jahresbahn. Die Kassiopeia – das Himmels-W – hat ihren Zenit überschritten und bewegt sich nun langsam dem Nordwesthorizont entgegen. Die Wintermilchstraße, die im Gegensatz zur Sommermilchstraße relativ lichtschwach ist, kann an dunklen Beobachtungsplätzen besonders beeindruckend östlich vom Orion bestaunt werden. Von hier schlängelt sie sich hoch durch den Fuhrmann, den Perseus bis zum Schwan am nördlichen Horizont.
Der Mond - Geheimnisvoller Begleiter unserer Erde
Meteore
Gleich am Anfang des Quartals erreichen die Sternschnuppen der Quadrantiden am Morgen des 4. Januar mit einer ZHR von etwa 110 Objekten pro Stunde ihr Maximum. Aktiv sind sie bereits am 28. Dezember 2022 bis 12. Januar 2023. Ihr Radiant (Ausstrahlungspunkt) liegt im heutigen Sternbild Bootes - ursprünglich aber im ehemaligen Sternbild Mauerquadrant. Ihren Ursprung haben diese Meteore im Asteroiden 2003 EH1 und dem Kometen C/1490 Y1. Leider wird die Beobachtung der Sternschnuppen durch den fast vollen Mond gestört.

Planeten
Langsam kann sich auch der Planet Venus wieder am westlichen Abendhimmel durchsetzen. Die Helligkeit der Venus steigt unmerklich von -3m9 auf -4m0 und ihr scheinbarer Durchmesser wächst von 11“ auf 14“. Gleichzeitig geht ihr beleuchteter Teil auf 77% zurück und zeigt im Vierzöller ab einer Vergrößerung von 100x somit eine deutliche Phase. Am 2. März überholt sie auf ihrer Bahn auf der Ekliptik den noch gerade über dem westlichen Horizont sichtbaren Gasplaneten Jupiter rund 30 Bogenminuten nördlich! Am 23. März gibt es dann eine sehr schöne Konstellation zu sehen, wenn die zwei Tage alte Mondsichel sich zwischen diese beiden hellen Planeten schiebt!

Planetoiden
Drei Kleinplaneten erreichen im ersten Himmelsquartal 2023 mit einer Helligkeit von mindestens 10m0 ihre Oppositionsstellung. Als erste erreicht (2) Pallas am 16. Januar im Großen Hund diese Position. Sie wurde am 28. März 1802 von Wilhelm Olbers in Bremen entdeckt und hat die Abmessungen 582 x 556 x 500 Kilometer. Die griechische Göttin Pallas Athene war ihre Namensgeberin. Am 26. Januar steht dann (6) Hebe im Sternbild Krebs in Opposition zur Sonne. Sie wurde am 1. Juli 1847 von Karl Ludwig Hencke entdeckt und hat einen Durchmesser von 195 Kilometer. Benannt wurde sie nach der griechischen Göttin der Jugend. (1) Ceres schließlich kommt am 21. März im Haar der Berenice in Opposition. Sie wurde am 1. Januar 1801 von Giuseppe Piazzi in Palermo entdeckt und hat einen Durchmesser von 964 Kilometer. Benannt wurde sie nach der römischen Göttin des Ackerbaus und wurde 2006 von der internationalen astronomischen Union als Zwergplanet kategorisiert. Alle wichtigen Daten zum Auffinden der beschriebenen Planetoiden habe ich in Tabelle 1 zusammengestellt.

Tabelle 1: Daten der beschriebenen Kleinplaneten
Planetoid
Datum
RA
Dekl.
Mag.
Konst.
(1)   Ceres


(2)   Pallas


(6) Hebe

15.03.
20.03.
25.03.
10.01.
15.01.
20.01.
20.01.
25.01.
30.01.
12h34m
12h30m
12h26m
06h49m
06h45m
06h41m
08h35m
08h30m
08h25m
+14°45´
+15°12´
+15°35´
-31°09´
-30°19´
-29°16´
+12°18´
+13°08´
+13°58´
6m9
6m9
6m9
7m6
7m6
7m6
8m8
8m7
8m7
Com


CMa


Cnc
Kometen
 
Am 2. März 2022 wurde vom Zwicky Transient Facility – kurz ZTF – im Sternbild Adler in 4 AE Entfernung ein mit 17m0 recht lichtschwacher Komet entdeckt, der die Katalognummer C/2022 E3 (ZTF) erhielt. Bereits am 12. Januar durchläuft er sein Perihel und Anfang Februar wird er im Sternbild Giraffe mit einer Helligkeit von etwa 4m8 seine größte Helligkeit erreichen. Er sollte also relativ einfach in einem 10 x 50 Fernglas beobachtet werden können. Rund 43 Millionen Kilometer trennen ihn dann von uns. Sein Weg an unserem Sternhimmel führt ihn ziemlich schnell vom Sternbild Bootes in den Drachen und weiter in den Kleinen Bär. Von hier geht es weiter in die Giraffe und von dort in den Fuhrmann, um dann weiter in den Stier zu wandern. In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar finden wir ihn relativ nah nur 2,5° entfernt vom roten Planeten Mars (siehe Karte 02) und der Nacht vom 15. auf den 16. Februar nähert er sich bis auf 1,5° südöstlich an den Rand der Hyaden (siehe Karte 03)!

 
 
Tabelle 2: Daten des Kometen C/2022 E3 (ZTF)
Datum
RADekl.Mag.Konst.
15.01.
20.01.
25.01.
30.01.
05.02.
10.02.
15.02.
20.02.
15h45m
15h34m
14h57m
08h42m
05h06m
04h47m
04h40m
04h38m
+42°42´
+51°24´
+66°08´
+79°51´
+47°01´
+26°35´
+14°56´
+08°01´
6m3
5m8
5m2
4m8
5m1
5m8
6m6
7m2
Boo
Boo
UMi
Cam
Aur
Tau
Tau
Tau
Mondlose Zeit
Zur Beobachtung der Deep-Sky-Objekte benötigen wir natürlich wieder einen dunklen und mondlosen Sternhimmel. Diese Zeiten habe ich in Tabelle 3 zusammengestellt.

Tabelle 3: Mondlose Zeit
12. bis 24. Januar
10. bis 23. Februar
10. bis 26. März
Etwa 1,8° ostsüdöstlich vom Stern δ-Gem finden wir den Stern 63-Gem. Von hier schwenken wir unser Teleskop weitere 37 Bogenminuten in südöstliche Richtung und kommen zum planetarischen Nebel NGC 2392, der auf Grund seines Aussehens auch die Bezeichnung Eskimonebel trägt. Man erkennt ein Gesicht mit Knollennase und einer Kapuze. Er wurde am 17. Januar 1787 von Wilhelm Herschel entdeckt und ist 3.000 Lichtjahre von uns entfernt. Sein sonnengroßer Zentralstern hat vor etwa 10.000 Jahren seine äußere Hülle abgestoßen, die wir nun als planetarischen Nebel sehen. In meinem 2,5-Zöller war er allerdings bei V=91x nur ein kleiner, runder Fleck. Aber bereits im Achtzöller ist bei einer Vergrößerung von 208xWw+OIII (-Filter) das "Gesicht" zu erkennen! Im 12-Zöller war er dann bei V=280xWw+OIII (-Filter) fotoähnlich zu sehen!


NGC 2392: Summenbild aus Ergebnisbildern von drei Videosequenzen á 100 Aufnahmen mit jeweils 8,7s und Gain 1,3 mit ALCCD5L IIc fokal am 16-Zoll Newton (1:5)
© Andreas Kaczmarek
Deep-Sky-Objekte
Nur 1,6° nordöstlich vom Stern 1-Gem finden wir bereits mit einem 10x50 Fernglas den offenen Sternhaufen M 35 im Sternbild Zwillinge. An richtig dunklen Beobachtungsplätzen kann er sogar schon mit dem bloßen Auge aufgefunden werden! Bei einem scheinbaren Durchmesser von 28 Bogenminuten ist er etwa so groß wie unser Vollmond am Himmel, was wohl mit seiner geringen Entfernung von 2.800 Lichtjahren zu tun hat. Er wurde 1745 von de Chéseaux entdeckt und hat einen wahren Durchmesser von 24 Lichtjahren. Sein Alter beläuft sich auf etwa 100 Millionen Jahre. Nur 26 Bogenminuten südwestlich von ihm finden wir auch den offenen Sternhaufen NGC 2158, der fünfmal weiter von uns entfernt ist und 10-mal mehr Sterne enthält. Auch ihn kann man bereits im 10x50 Fernglas erkennen. Aber erst in einem Vierzöller kann er ab V=80x körnig erkannt werden. M 35 kann natürlich schon ab einer Vergrößerung von 30x aufgelöst gesehen werden.


M 35 & NGC 2158 bei 2 x 2min bei 800 ASA fokal am 8-Zoll Newton (1:5) und einer Canon EOS 20 Da
© Andreas Kaczmarek
Einen weiteren planetarischen Nebel finden wir 3° südwestlich vom Stern Castor (α-Gem). Es ist der von Wilhelm Herschel am 12. März 1785 entdeckte NGC 2371/72, der 4.300 Lichtjahre von uns entfernt ist. In meinem Achtzöller ist er bei einer Vergrößerung von 80x+UHC (-Filter) wie eine kleine Hantel, die sehr lichtschwach ist, sichtbar mit hellem Zentralstern. Erst im 16-Zöller sind dann ab einer Vergrößerung von 167xWw+UHC (-Filter) Strukturen sichtbar.


NGC 2371-2: 4 x 4min bei 800 ASA fokal am 16-Zoll Newton (1:5) ohne Filter
© Andreas Kaczmarek
Einen ziemlich alten planetarischen Nebel finden wir rund 5° nördlich vom Stern β-CMi. Es handelt sich um den 1955 von George Abell entdeckten Abell 21, oder auch Medusanebel, der 1.500 Lichtjahre von uns entfernt ist. Da er schon relativ alt ist, ist sein Durchmesser bereits auf 5,9 x 4,6 Lichtjahre angewachsen und dadurch etwas lichtschwächer, als die beiden vorher beschriebenen. Aber bereits mit einem Achtzöller ist er bei einer Vergrößerung von 40xWw+OIII (-Filter) ein relativ großer und mittelheller Nebel, mit einer runden Form, bei dem aber bei indirektem Sehen eine Sichelform sichtbar!



Abell 21: 25 x 2,5min bei ISO 2500 plus CLS-Filter und MPCC M3 fokal am 16-Zoll Newton (1:5) mit Canon EOS 70 Da
© Andreas Kaczmarek
Unser letztes Objekt für den heutigen Abend finden wir nur 46 Bogenminuten ostnordöstlich vom Stern η-Gem. Es ist der Supernovarest IC 443, der auch die Bezeichnung Quallennebel trägt und 5.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Er wurde am 25. September 1892 vom deutschen Astronomen Max Wolf entdeckt und kann an einem dunklen Beobachtungsplatz bereits mit einem Achtzöller bei einer Vergrößerung von 31xWw+OIII (-Filter) aufgefunden werden! Er ist dann als ein kleiner, kurzer und relativ heller Nebelbogen zu sehen, der eingebettet ist in drei lichtschwachen Sternen.


IC 443: 6 x 6min bei ISO 1600 plus CLS-Filter fokal am 8-Zoll Newton (1:5) und einer Canon EOS 20 Da
© Andreas Kaczmarek
Ich wünsche wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!

Die Aufsuchkarten entstanden mit Guide 9.0 und Sky Safari

Tabelle 4: Daten der beschriebenen Deep-Sky-Objekte im Sternbild Zwillinge
Objekt
RA
Dekl.
Dimension
Mag.
Art
M 35
NGC 2158
NGC 2371/72
NGC 2392
Abell 21
IC 443
06h09m
06h08m
07h26m
07h29m
07h29m
06h17m
+24°20´
+24°06´
+29°29´
+20°55´
+13°15´
+22°47´
28´
>55“
>15“
615“
50 x 40´
5m1
8m6
11m3v
9m2v
10m3v
OH
OH
PN
PN
PN
SNR
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Vorsitzender:
Andreas Kaczmarek

Tel. 0152 / 55662836
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