Der Möwennebel IC 2177 zwischen Einhorn und Großer Hund
Es ist die von diesen jungen Sternen ausgehende Strahlung, die den Wolken ihre fantastischen Farben verleiht und sie so auffällig macht, indem sie das umgebende Gas ionisiert und zum Leuchten bringt. Diese Strahlung ist auch der Hauptfaktor, der die Form der Wolken bestimmt, indem sie Druck auf das umgebende Material ausübt und es zu den skurrilen Morphologien formt, die wir sehen. Da jeder Nebel eine einzigartige Verteilung von Sternen aufweist und, wie dieser hier, aus mehreren Wolken zusammengesetzt sein kann, weisen sie eine Vielzahl von Formen auf, die die Phantasie der Astronomen anregen und Vergleiche mit Tieren oder bekannten Objekten hervorrufen. Das Objekt wurde im Jahre 1898 von Isaac Roberts entdeckt.Diese ausgedehnte Weite aus leuchtendem Gas und Staub erinnert Astronominnen und Astronomen an einen Vogel, daher heißt er volkstümlich Möwennebel.
Diese Vielfalt an Formen wird durch den Kontrast zwischen Sh2-296 und Sh2-292 veranschaulicht. Letztere, hier direkt über den „Flügeln“ zu sehen, ist eine kompaktere Wolke, die den „Kopf“ der Möwe bildet. Ihr auffälligstes Merkmal ist ein riesiger, extrem leuchtender Stern namens HD 53367, der 20-mal massereicher als die Sonne ist und den wir als das durchdringende „Auge“ der Möwe sehen. Sh2-292 ist sowohl ein Emissions- als auch ein Reflexionsnebel; ein Großteil seines Lichts wird von ionisiertem Gas in der Umgebung seiner entstehenden Sterne emittiert, aber ein erheblicher Teil wird auch von Sternen außerhalb des Nebels reflektiert.
Die dunklen Schwaden, die die Homogenität der Wolken unterbrechen und ihnen Struktur verleihen, sind Staubspuren - Pfade aus viel dichterem Material, die einen Teil des leuchtenden Gases dahinter verbergen. Nebel wie dieser haben Dichten von einigen hundert Atomen pro Kubikzentimeter, viel weniger als die besten künstlichen Vakua auf der Erde. Dennoch sind Nebel immer noch viel dichter als das Gas außerhalb von ihnen, das eine durchschnittliche Dichte von etwa 1 Atom pro Kubikzentimeter aufweist.
Die Möwe liegt an der Grenze zwischen den Sternbildern Canis Major (Großer Hund) und Monoceros (Einhorn), in einer Entfernung von etwa 3700 Lichtjahren in einem Arm der Milchstraße. Im hier sichtbaren Bildfeld ist Theta Sirius (14 θ CMa) sichtbar; die Spitze der "Hundeschnauze".
Mehrere kleinere Wolken werden ebenfalls zum Möwennebel gezählt, darunter Sh2-297, eine kleine, knotige Ergänzung an der Spitze des unteren „Flügels“ der Möwe, Sh2-292 und Sh2-295.
Sh2-294 und Sh2-292 sind weitere HII-Regionen in denen Sterne entstehen. Diese Objekte sind alle im Sharpless-Katalog enthalten, einer vom amerikanischen Astronomen Stewart Sharpless zusammengestellten Liste von über 300 Wolken aus leuchtendem Gas. (editiert aus Quelle: https://www.eps.org/news/466327/Anatomy-of-a-Cosmic-Seagull.htm, download 2024-07-26).
Messier 50 im Bildfeld oben Mitte ist ein +5,9 mag heller offener Sternhaufen und hat die Katalognummer NGC 2323. Er besitzt eine Winkelausdehnung von 16 Bogenminuten, was einem Durchmesser von 14 Lichtjahren entspricht. Messier 50 liegt im Sternbild Einhorn. Seine Entfernung zum Sonnensystem beträgt etwa 3000 Lichtjahre, er liegt 70 Lichtjahre südlich der Milchstraßenebene. Die Gesamtmasse wird auf rund 1000 Sonnenmassen geschätzt.
Die Masse eines Sternhaufens lässt sich durch die Geschwindigkeiten bestimmen, die die einzelnen Mitglieder besitzen. Wenn man die höchste Geschwindigkeit kennt, lässt sich die Masse ausrechnen, die der Sternhaufen haben muss, um einen Stern mit dieser Geschwindigkeit noch festhalten zu können.
M 50 zählt mit seinem Alter von höchstens 140 Millionen Jahren zu den jüngeren galaktischen Sternhaufen der Milchstraße. Nach einer Untersuchung der Sternwarte Pullkovo (bei St. Petersburg, Russland) aus dem Jahr 2012, enthält der Sternhaufen etwa 500 Mitglieder.
NGC 2345 ist ein junger offener Sternhaufen, der sieben blaue und rote Überriesen, eine niedrige Metallizität und einen hohen Anteil an Be-Sternen beherbergt. Das macht ihn zu einem privilegierten Labor für die Erforschung der stellaren Entwicklung. Man identifizierte einen neuen Roten Überriesen und 145 wahrscheinliche Mitglieder vom Typ B innerhalb eines Radius von ca. 18 Bogenminuten, was eine Anfangsmasse von Mcl ≈ 5200 M⊙ impliziert. Die Entfernung liegt bei etwa 8,15 Lichtjahren.
Sh2-298 (auch als NGC 2359 katalogisiert und Thor's Helmet genannt) ist ein Emissionsnebel im Sternbild CMa, der unwissentlich ins Bildfeld geraten ist und dem an anderer Stelle eine eigenes Kapitel gewidmet werden muss.
Die im Bildfeld ebenfalls annotierten Objekte des vdB-Kakatlogs sollen hier nicht weiter erwähnt werden. Dieser Katalog wurde ursprünglich 1966 von Sidney van den Bergh veröffentlicht und enthält 159 Reflexionsnebel. Nach Angaben des Autors enthält er Informationen zu allen BD- und CD-Sternen nördlich von -33 Grad, die von Reflexionsnebeln umgeben sind, die sowohl auf dem blauen als auch auf dem roten Druck der Palomar Sky Survey sichtbar sind. Die näheren Reflexionsnebel liegen überwiegend entlang des Gouldschen Gürtels, während die weiter entfernten sich auf die galaktische Ebene konzentrieren.
Teleskop oder Objektiv (Aufnahme): William Optics L-RC51 (RedCat) 51/250 Flatfield APO
Filter: IDAS LPS-P2 2"
Aufnahmekamera: SONY ILCE 7M2, astromodifiziert
Montierung: SkyWatcher StarAdventurer, mit Eigenbau 2-Achsen-Autoguiding, auf Säule
Guiding-Sw: MGEN II
Guiding Teleskop oder Objektiv: KOWA 100/2,8
Guiding-Kamera: MGEN II
Software: PixInsight · Adobe Lightroom Classic
Zubehör:
Datum, Uhrzeit: 11.04.2021, 23:16 bis 23:44
Ort: La Palma, Athos Star Campus
Lightframes: 10 x 151" @ISO800,
Aufnahmedauer: 0h25m
Darkframes: 120
Flatframes: 120
Biasframes: 100
Durchschnittliche Mondphase, Mondalter: Neumond/0.2%, 29.43 von 29.63 Tagen
Durchschnittlicher SQM: unbek.
Durchschnittliche FWHM: unbek.
Wetter,Temperatur: teilweise klare Nacht bei 14°C, kein Wind, Luftfeuchte, Betauung
Astrometrie-Grunddetails:
Image Plate Solver script version 6.2.7